Knowledge Forum unter der Schirmherrschaft von Asseco CEIT und der Britischen Handelskammer in der Slowakei. Interview mit Günther Meyringer.
„Wenn wir von nachhaltiger Fertigung sprechen, sind Digitalisierung und Automatisierung für mich die Zwillinge des zukünftigen Erfolgs.“
In Bratislava, 30. Mai, der Parkplatz ist voll, ein gutes Zeichen dafür, dass die Eröffnungsveranstaltung Knowledge Forum unter der Schirmherrschaft von Asseco CEIT und der Britischen Handelskammer in der Slowakei vielversprechend angelaufen ist. Mehr als sechzig Teilnehmer von Spitzenexperten auf dem Gebiet der Digitalisierung und Automatisierung, überwiegend aus der Automobilindustrie, die in der ganzen Slowakei tätig sind, sind bereit für die halbtägige Veranstaltung Knowledge Forum.
Warum Knowledge Forum? Haben Sie schon einmal eine solche Veranstaltung organisiert oder ist das etwas Neues, das auf einer gemeinsamen Idee von Asseco CEIT und der Britischen Handelskammer basiert?
Ich habe bereits aus der Vergangenheit Erfahrungen mit ähnlichen Veranstaltungen von Seiten großer Technologieunternehmen wie beispielsweise Dell Technologies, doch die Umsetzung eines derartigen Events in der Slowakei in Zusammenarbeit mit der Britischen Handelskammer war eine „Premiere“ und ich bin wirklich begeistert, wie das Ganze ausgegangen ist.
Sind Sie mit der Anzahl der Teilnehmer zufrieden? – Es scheint eine ziemliche hohe Anzahl von Experten zu sein, die Sie da zusammenbringen konnten.
Das war unser Hauptziel, ein Publikum aus einem breiten Kundenspektrum anzuziehen, und das ist uns wirklich gelungen. Das Marketingteam von Asseco CEIT wie auch die Britische Handelskammer haben beim Marketing und bei der Bewerbung des Events über zahlreiche Kanäle hervorragende Arbeit geleistet und auch der Registrierungsprozess war einwandfrei.
Auf welchen Produktionsbereich haben Sie sich bei Ihren Vorträgen und Podiumsdebatten konzentriert und warum?
Das Hauptinteresse galt selbstverständlich aufgrund ihrer Bedeutung für die slowakische Wirtschaft der Automobilproduktion. Doch unser Ziel war es auch zu zeigen, dass man auch in anderen Bereichen von Produktion und Logistik Verbesserungen und Vorteile von Digitalisierung und Automatisierung erreichen kann, wobei die einzelnen Referenten hervorragende Beispiele anführten.
Die Referenten stellten einige Fallstudien vor. Sehr oft war das Wort „Mut“ zu hören – der Mut, ein neues Business zu starten, wie es beispielsweise DefTech präsentierte…
In schwierigen Zeiten (COVID-Zeit, Ukraine, Lieferkette) sind die Unternehmen sowieso schon ausgelastet und die Entscheidung in einem sehr volatilen Umfeld ist noch schwieriger, aber ja, besonders in diesen Zeiten muss die Führung im Vordergrund stehen und den Mut haben, die Richtung zu weisen und Entscheidungen zu treffen, wo investiert werden soll und welche Prioritäten gesetzt werden sollen. Manchmal ist eine schlechte Entscheidung besser als gar keine; wir sollten auch damit rechnen, dass nicht all unsere Entscheidungen richtig sein werden, man muss nur ehrlich sein und sie korrigieren.
Wir legen ständig großen Wert auf die Konsistenz und Kontinuität unserer Tätigkeiten und Aktivitäten, um die Qualität unserer Ergebnisse zu gewährleisten. Menschen und Kultur sind der Klebstoff, der die einzelnen Teile zusammenhält, und bei jeder Tätigkeit der Systemintegration stellen der Projektleiter und das Projektteam sicher, dass die Kundenanforderungen und -erwartungen auch bei wechselndem Umfang und Einschränkungen Wirklichkeit werden.
Und welche Erfahrungen haben Sie mit der Gewinnung von Talenten für Asseco CEIT gemacht?
Als Technologieanbieter, der in einem sehr attraktiven Bereich (Robotik, Softwareentwicklung, künstliche Intelligenz) tätig ist, bieten wir ein sehr interessantes und attraktives Arbeitsumfeld mit sich ständig ändernden Anforderungen. Wir sind stolz darauf, ständig junge Talente von den Universitäten anzuziehen. Auf dem Arbeitsmarkt in Žilina kämpfen wir allerdings mit einem Mangel an erfahreneren Talenten, der auf die starke Konkurrenz weltweit anerkannter Marken wie Siemens, Kia usw. zurückzuführen ist.
Welche Fähigkeiten sollten Produktionsteams mitbringen, um in Zukunft bei der Implementierung von Digitalisierung und Automatisierung erfolgreich zu sein?
Produktionsunternehmen, die künftig Erfolg haben wollen, müssen ihre Kernkompetenzen wie die Produktion und ihren kontinuierlichen Verbesserungsprozess ständig perfektionieren. Manchmal streben Menschen einfach nach Neuem, vergessen aber, was sie haben und was sie erhalten müssen, um gut zu sein. Gleichzeitig müssen sie aber auch die Möglichkeiten von IoT, KI und digitalen Zwillingen nutzen. Eine virtuelle Umgebung für Planung und Simulation bietet enorme Vorteile hinsichtlich der Kosteneffizienz, der Markteinführungszeit und der Möglichkeit, in einer Sandbox-Umgebung zu experimentieren, ohne die laufenden Fertigungsprozesse zu stören.
Wie schätzen Sie die Bereitschaft der Lieferkette für die Digitalisierung und Automatisierung in der Slowakei ein?
Ausgehend von den umfangreichen Investitionen der Automobilhersteller in der Slowakei und den direkten Auswirkungen auf die Zulieferer, die in ihre Fußstapfen treten, sehe ich, dass die slowakischen Unternehmen auf dem besten Weg zur Digitalisierung und Automatisierung sind und es ist keine Frage, ob, sondern eher wann und wie weitere Innovationen vorangetrieben werden.
Welche Lehren haben Sie aus den jüngsten Unterbrechungen von Lieferketten gezogen? Wie hat sich das auf Ihre Projekte ausgewirkt?
Die wichtigste Erkenntnis ist, dass es keinen Ersatz für die richtige Verwaltung Ihrer Abläufe und Prozesse gibt. Je besser Sie Ihr eigenes Haus kontrollieren, desto besser können Sie dem Wetter trotzen und Stürmen widerstehen. Krisenzeiten zeigen Ihnen dramatisch und gnadenlos Ihre Schwächen auf, doch das, wie Sie reagieren, ist wichtiger als die Angst vor dem, was Ihnen widerfahren kann.
Haben Sie eine höhere Nachfrage von Seiten Ihrer Kunden festgestellt, weil sie beispielsweise ihre Bereitschaft für eine nachhaltige Zukunft beschleunigen wollten, oder haben sie die Investitionen in Digitalisierung und Automatisierung eher gedrosselt?
Ja, wir sehen auf jeden Fall eine große Nachfrage nach robotergestützter Automatisierung. Beschleunigt wird dies durch den zunehmenden Ressourcenmangel auf dem Arbeitsmarkt, und viele Unternehmen sehen in der Automatisierung die einzige Möglichkeit, den Mangel an qualifizierten Ressourcen auf dem Markt zu kompensieren.
In welchem Bereich sehen Sie die größten Chancen und in welchem die größte Herausforderung und warum? Welche Geschäftsbereiche in der Fertigung können am meisten profitieren, z.B. digitale Transformation, Produktionsmanagement, Personalmanagement, kontinuierliche Verbesserung, Industrie 4.0, Logistik…
Eine der größten Chancen ergibt sich aus dem unvermeidlichen Ziel, CO2-neutral und autark zu werden. Dieses übergeordnete Ziel treibt viele industrielle Veränderungen voran, wie z.B. die Umstellung der Automobilindustrie auf Elektroantrieb, die Umstellung auf erneuerbare Energien sowie die Umstellung auf eine abfallfreie Kreislaufwirtschaft. Die Herausforderung besteht darin, dass wir alles, was wir in den letzten 100 Jahren seit der industriellen Revolution getan haben, prüfen und überdenken müssen. Es geht nicht mehr darum, schnell und billig mit guter Qualität zu produzieren; all das müssen wir auch weiterhin tun, doch diesmal ohne Auswirkungen auf unseren Planeten.
Eine gute Partnerschaft mit dem Kunden zeichnet sich vor allem durch Respekt und Ausgewogenheit aus; jede Partei sollte sich anerkannt fühlen und jede Partei sollte gleichermaßen von der Beziehung profitieren. Wenn dies nicht der Fall ist und eine Seite die andere ausnutzt, wird es entweder ständige Reibereien oder einen großen Konflikt geben. Ich denke, der Schlüsselaspekt ist eine offene, ehrliche und faire Kommunikation, die es beiden Seiten ermöglicht, ihre Ziele mit denen der anderen Seite in Einklang zu bringen. Ich denke, der Markt bietet genügend Möglichkeiten, um solche langfristig erfolgreichen Partnerschaften zu würdigen und von einseitigen, energie- und ressourcenaufwendigen Partnerschaften abzurücken.